Weisheiten und Zitate zur Zeit

Die Thematik der Zeit drängt sich mir immer wieder auf. Ist es wohl, weil man sich mit zunehmendem Alter bewusst wird, dass die Restzeit, die einem bleibt immer weniger wird? Dies ist ein Problem, welches wir wahrscheinlich nur in unserer westlichen Zivilisation haben. Die Endlichkeit unserer Existenz zwingt uns möglichst Alles in diesem einen Leben zu erreichen und zu erleben. Wer zum Beispiel im Glauben an eine Wiedergeburt aufwächst kann alles ein wenig gelassener nehmen, denn im nächsten Leben ergeben sich weitere Möglichkeiten.


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Ring of Brodgar, Orkney, Schottland

© Text und Fotos: Andreas Zimmermann

Vor vielen Jahren habe ich einmal folgenden Satz aufgeschrieben: "Je langsamer ich mich bewege, desto intensiver sind die Eindrücke". Langsamkeit oder auch Geschwindikeit hat ja sehr viel mit Zeit zu tun. Auf Reisen bedeutet Langsamkeit auch, dass ich aktiv bin, mich meist mit eigener Muskelkraft fortbewege, zum Beispiel zu Fuss (Appalachian Trail, Jakobsweg, Laugavegur, Everest Trekking), mit dem Fahrrad (Bike Australia) oder mit dem Kanu (Abenteuer Yukon). Ich bewege mich also in der Natur, bin den Elementen ausgesetzt, Wind und Wetter, Hitze und Kälte. Die Bewegung fördert die Durchblutung und macht den Geist frei. Ich nehme Geräusche und Gerüche wahr und alles erscheint klar und scharf und all die neuen Erlebnisse verlangsamen die Zeit.

Im Gegensatz dazu die Geschwindigkeit. Je schneller ich mich bewege desto mehr verliert sich Alles in Unschärfe. Ich bin dann passiver Konsument, sitze in einem Auto, in der Bahn oder im Flugzeug. Am Schluss bleibt nichts, ausser dem Gefühl dass die Zeit immer schneller vergeht.

Wer kennt sie nicht, die Menschen welche jede Minute im Terminkalender ausgefüllt haben um ja nichts zu verpassen. Und trotzdem lässt sich die Zeit nicht aufhalten, sie rast immer schneller. Es ist wie ein gewaltiger Strudel, ein schwarzes Loch, welches alles zu verschlingen droht und wo es kein Entrinnen mehr gibt.

Ein Modewort oder vielleicht auch Unwort unserer Zeit heisst Entschleunigung, also der Versuch die Zeit langsamer verstreichen zu lassen. Dazu muss man sich aufs Wesentliche beschränken. Ich sage immer, man muss sich Zeit nehmen um Zeit zu haben.

Weisheiten, Zitate und Sprichwörter zum Thema Zeit

Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Lucius Annaeus Seneca (54 v. Chr. - 39 n. Chr.)

Zum Leben gehört das Gefühl der Endlichkeit. Erst die Begrenztheit gibt einem den Impuls, den Tag zu nutzen.
Walter Jens (1923 - 2013)

Anfang und Ende der Dinge werden dem Menschen immer ein Geheimnis bleiben. Er ist ebenso unfähig, das Nichts zu sehen, aus dem er stammt, wie die Unendlichkeit zu erkennen, die ihn verschlingen wird.
Blaise Pascal (1623 - 1662)

Gewöhnliche Menschen denken nur daran, wie sie ihre Zeit verbringen. Ein intelligenter Mensch versucht sie zu nützen.
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)

Die Leute, die niemals Zeit haben, tun am wenigsten.
Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen, doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Es gibt Diebe, die von den Gesetzen nicht bestraft werden und doch dem Menschen das Kostbarste stehlen: Die Zeit
Napoleon Bonaparte (1769 - 1821)

Es gibt nur eine Zeit, in der es wesentlich ist aufzuwachen. Diese Zeit ist jetzt.
Buddhistische Weisheit

Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei.
George Orwell (1903 - 1950)

Es gibt wichtigeres im Leben, als ständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.
Mahatma Gandhi (1869 - 1948)

Zeit hat man nur, wenn man sie sich nimmt.
Karl Heinrich Waggerl (1897 - 1973)

Man verliert die meiste Zeit damit, dass man Zeit gewinnen will.
John Steinbeck (1902 - 1968)

Das meiste auf der Welt erledigt sich von selbst, wenn man genug Zeit verstreichen lässt.
Sprichwort

Denke immer daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt: Heute. Hier. Jetzt.
Leo Tolstoi (1828 - 1910)

Wer nach der Uhr lebt, muss damit rechnen, dass ihm sein Leben mit der Zeit auf den Wecker geht.
Ernst Ferstl (*1955)

Wer nicht spart, spart nicht mal Zeit, eher vertut er alles zum Zeitvertreib.
(Manfred Gnädinger 1936 - 2002)

Friedhof auf Eriskay, Schottland
Friedhof auf Eriskay, Schottland

Heute ist die gute alte Zeit von morgen.
Karl Valentin (1882 - 1948)

Die Erfahrung ist wie eine Laterne im Rücken. Sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben.
Konfuzius (551 - 479 v. Chr.)

Verlorene Zeit wird nicht wiedergefunden.
Benjamin Franklin (1706 - 1790)

Es ist wichtiger, wie du mit deiner Zeit umgehst als mit deinem Geld. Fehler in Sachen Geld kann man berichtigen, aber die Zeit ist für immer vertan.
David B. Norris (*1942)

Als Gott die Welt erschuf, gab er den Afrikanern die Zeit und den Europäern die Uhr.
Herkunft unbekannt)

Die modernste Form menschlicher Armut ist das Keine-Zeit-Haben.
Ernst Ferstl (*1955)

Eine stillstehende Uhr hat doch täglich zweimal richtig gezeigt und darf nach Jahren auf eine lange Reihe von Erfolgen zurückblicken.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)

Wer im Leben keine Zeit hat, verläuft sich!
Abraham Lincoln (1809 - 1865)

Manche halten einen ausgefüllten Terminkalender für ein ausgefülltes Leben.
Gerhard Uhlenbruck (*1929)

Alter - es ist die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt.
Wilhelm Raabe (1831 - 1910)

Schafhirte in Schottland
Zeitlos in Schottland

Die Zeit selbst hat in unserer Jugend einen viel langsameren Schritt; daher das erste Viertel unseres Lebens nicht nur das glücklichste, sondern auch das längste ist.
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)

Nichts ist so sehr für die gute alte Zeit verantwortlich wie das schlechte Gedächtnis.
Anatole France (1844 - 1924)

Kein Mensch ist so beschäftigt, dass er nicht die Zeit hat, überall zu erzählen, wie beschäftigt er ist.
Robert Lembke (1913 - 1989)

Die Zeit kommt aus der Zukunft, die nicht existiert, in die Gegenwart, die keine Dauer hat, und geht in die Vergangenheit, die aufgehört hat zu bestehen.
heiliger Augustinus (354 - 430)

Die Zeit ist eine Erfindung der menschlichen Unrast, der Erfüllte kennt sie nicht.
Paul Bertololy (1892 - 1972)

Die Zukunft war früher auch besser!
Karl Valentin (1882 - 1948)

Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will
Leonardo da Vinci (1452 - 1519)

Alle reden vom Zeit totschlagen. Dabei schlägt die Zeit uns tot.
Alphonse Allais (1854 - 1905)

Es ist gut, wenn uns die Zeit, die verrinnt, nicht als etwas erscheint, was uns verbraucht, sondern als etwas, was uns vollendet.
Buddhistische Weisheit

Zeit haben nur diejenigen, die es zu nichts gebracht haben. Und damit haben sie es weitergebracht als alle anderen.
Giovanni Guareschi (1908 - 1968)

Aus der eigenen Familiengeschichte

Bei der Produktion der Multivision "Arktis - Grönland & Spitzbergen" bin ich auf einen Onkel meiner Grossmutter mütterlicherseits gestossen, den Geophysiker Alfred de Quervain. Er war ein bedeutender Schweizer Polarforscher und hat bei seiner Expedition 1912 das mittelgrönländische Inlandeis auf einer Distanz von 700 Kilometer durchquert. Folgende Worte sind von ihm überliefert, als Wahrheit, welche ihn das Inlandeis gelehrt hat:

Und zu dem, was uns, oder wenigstens mir da offenbar wurde, gehört die klare Erkenntnis, dass wir, die wir uns als Kulturträger für weise halten, mit unserem Prinzip des "Immer schneller" und "Immer mehr" zu Narren geworden sind. Dadurch, dass es zehnmal geschwinder geht, dass wir an einem Tag zehnmal soviel hören, sehen und treiben können, meinen wir wohl den Lebensinhalt zu verzehnfachen? Wenn nun aber der Eindruck im gleichen Masse dürftig wird, als er flüchtiger ist? Was ist da gewonnen? Es ist doch - wird man einwenden - wenigstens nichts verloren; denn einmal zehn oder zehnmal eins gibt dasselbe. Schon das ist fraglich!
Aber wir stehen hier an der Grenze, von der an das unveränderliche Gesetz unserer Seele so lautet: Wenn die Eindrücke, die auf uns eindringen, zehnmal stärker daherstürmen, so wird dafür ihre Wirkung um das zehnmalzehnfache geringer. Und das Ergebnis ist dies, dass wir, je hastiger wir leben, um so ärmer werden!

 Alfred de Quervain (1879 - 1927)

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